„Friedenstaube statt Pickelhaube“ oder „Wir wollen unseren alten Kaiser Wilhelm wieder haben, aber den mit dem Bart….“ 3. Oktober 201423. Juni 2015 Die Ratsfraktion Bündnis 90/Die Grünen in Büren hat im Oktober 2014 gegen die von der SPD beantragten Restaurierung des Kriegerdenkmals gestimmt. Kriegsverherrlichung und Obrigkeitsdenken sollten vorbei sein. Mit ihrer dezidierten Kritik blieben die beiden grünen Ratsmitglieder allein. Hier ihre Ausführungen: Das Denkmal, das 1904 errichtet wurde, glorifiziert die heldenhaften Kriegsiege der Deutschen über Dänemark (1864), Österreich (1866) und Frankreich (1870). Die Inschriften (Semantik) verherrlichen den Krieg und vermitteln die Geisteshaltung, dass es ehrenvoll und heldenhaft ist, für das Vaterland und den König/Kaiser zu sterben. Stillschweigend wird hiermit der Krieg als letztes Mittel der Politik gebilligt. Es handelt sich hier nicht um ein Denkmal, das die Kriege und die sinnlos geopferten Kriegstoten sowie zivile Opfer betrauert. Nach Schätzungen wurden bis zu 100.000 Kriegerdenkmale dieser Art in Deutschland errichtet. Das politisch-gesellschaftliche Leben der Wilhelminischen Ära (auch Wilhelminismus bezeichnet) wurde wesentlich gekennzeichnet durch Militarismus, Obrigkeitshörigkeit, Deutschtümelei und übersteigerten preußischen Patriotismus (sogen. Preußens Gloria) Dieses Denkmal verherrlicht Krieg und Militarismus – wie zig-tausend andere auch Zu Zeiten der Erstellung des Bürener Kriegerehrenmals gab es einen politischen Mainstrem, diese Art Denkmäler zu errichten. Die Ornamente und Schmuckadaptionen (Adler, Eisernes Kreuz und Lorbeerschmuck) wurden in Serien gefertigt, deren künstlerischer Wert zweifelhaft ist. Das Kriegerdenkmal ist aus einer heutigen, aufgeklärten historischen Sichtweise kein Bauwerk, welches Maßnahmen zum Bestand und Pflege erhalten muss. Dieses Kriegsehrenmal gehört nicht zu einem kunst- oder kulturhistorischen wertvollen Werk einer Zeitgeschichte, die eine Restaurierung geschweige Konservierung erforderlich macht. Aus diesem Grund wirft dieses Kriegerdenkmal, das in dem politische Klima des Wilhelminismus erstellt wurde, heute ein verklärtes Bild auf die Deutsche Geschichte, da dieses Kriegsehrendenkmal als Instrument der damaligen Staatsdoktrin und Propaganda zu verstehen ist. Vergleichsweise haben andere Ehrenmale wie z.B. das Denkmal Kaiser Wilhelm I. am Deutschen Eck neben der Erinnerungsfunktion weitere Funktionen, etwa sind sie Anziehungspunkt für Touristen aufgrund der exponierten Lage (Landmarke/Merkzeichen) oder aufgrund ihrer solitären Monumentalität wie z. B. des Hermannsdenkmals oder Völkerschlachtdenkmal einzigartig. Auf die hier vorgenannten Argumente, die für eine Erhaltung eines solchen Ehrenmals in Büren sprechen könnten, treffen auf das Bürener Kriegerehrenmal nicht zu. Nationalismus besser geistig verfallen lassen Dieses Denkmal, das den Sieg der Deutschen über Österreich, Dänemark und Frankreich verherrlicht, steht unter heutiger Sichtweise nicht mehr im Sinne eines partnerschaftlichen, demokratischen und friedlichen verbundenen Europas, sondern wirkt irritierend in dieser bisherigen Form besonders auf die Gäste der Stadt Büren, im besonderen die der Städtepartnerschaften (wie z. B. Besuchergruppen aus Frankreich). Diese „Befremdung“ würde bei den Besuchern durch eine Wiederherrichtung des „alten Zustandes“ dieses Ehrenmals noch verstärkt, da sich ein neuer „deutscher Revanchismus“ hierin vermuten ließe. Um mögliche Peinlichkeiten bei offiziellen Gästen der Stadt zu vermeiden, wäre es hier sogar besser, einen weiteren Verfall des Ehrenmal hinzunehmen. In diesem Zuge könnte es auch als Verfall dieser „gestrigen Geisteshaltung“ interpretiert werden. Ein „Aufhübschen“ oder die Wiederherrichtung des „alten Zustandes“ steht für einen restaurativen Zeitgeist eines unaufgeklärten Geschichtsverständnisses und unkritischen Traditionalismus. Letztendlich ist bei den schwierigen anstehenden Haushaltsberatungen und entsprechenden finanziellen Belastungen, die auf die Stadt Büren zukommen, sehr unwahrscheinlich, dass eine Realisation dieser Denkmalrestauration durchgeführt wird. Es gibt sicherlich vordringlichere kommunale Aufgaben als die Instandsetzung dieses „Ehrenmals“. Nach dem Verlauf der „Debatte“ über diesen Tagesordnungspunkt ist den Fraktionen im Rat ein unreflektierter Umgang mit der Geschichte vorzuwerfen und letztlich ein beschränktes Geschichtsverständnis. Unabhängig, wie sich dieser Ratsbeschluss weiter entwicken wird, sind die bestehenden, vorhandenen großkronigen Laubbäume am Kriegerehrenmal (Linden und Kastanien) unbedingt zu erhalten. Wie könnte sich das Kriegsehrenmal positiv weiter entwickeln? Unabhängig von der Haushaltssituation der Stadt Büren könnten mit einem positiven Geschichtsverständnis einige Gestaltungsoptionen in der Zukunft möglich sein. Um aus diesem Ehrenmal eine Stätte des Gedenkens und des Denkens über die Kriege und ihre Folgen entwickeln zu lassen gibt es Alternativen, die von Museumspädagogen und Historikern konzipiert worden sind. Zahlreiche Beispiele der „Deutschen Stiftung Denkmalschutz“ haben erfolgreich gezeigt, wie ein solches Denkmal vom Ehrendenkmal zur Stätte des Gedenkens weiterentwickelt werden könnte. So könnten in Form eines Ideenwettbewerbs Veränderungen für das Denkmal entwickelt werden (z.B. Friedenstaube statt Pickelhaube und preußischer Adler – es muss ja nicht die von Picasso (Bild) sein), die nicht auf vergangene Feindschaften, sondern auf zukünftige Freundschaften (besonders der Jugend) und eine gemeinsame Zukunft im Frieden hoffen lassen. Möglicherweise könnte eine Schule eine Patenschaft für die Betreuung übernehmen, die Denkmakproblematik in den Geschichtsunterricht integrieren sowie Führungen übernehmen. Notwendig und unentbehrlich wäre eine mehrsprachige Informationstafel, um den gesellschaftlich, historischen Kontext aufzuzeigen. In der Bürener Gedenkstätte Wewelsburg, wo sich Museumspädagogen mit der nationalsozialistischen Symbolik auseinander gesetzt haben, wurde die Umgestaltung des Obergruppenführersaals (Bodenmosaik der sogenannten „Schwarzen Sonne“) durch eine künstlerische Adaption (durch farbige Sitz-säcke) entmythologisiert und damit „entweiht und zugänglich“ gemacht. Durch die Herstellung einer „Leichtigkeit“ wurde die „Würde“ in Frage gestellt und die Auseinandersetzung erleichtert. Auch für das Bürener Kriegerehrenmal wäre dies ein positiver Gestaltungsansatz.
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