Das Naturerbe vor der Haustür direkt erleben – Fachtagung zur Umweltbildung 18. September 2015 Fand früher die prägende Kindheit draußen statt, inklusive aufgeschürfter Knie, lasse sich die heutige Generation als Stubenhocker und Schaufensterkinder beschreiben, zitiert Dr. Gertrud Hain von der Natur- und Umweltschutz-Akademie aus Sozial- und Gesundheitsstudien. „Kinder fallen platscht auf den Boden und können nicht mehr sich aufrappeln oder halten es nicht länger als eine halbe Stunde ohne Handy aus“, schildert die Umweltpädagogin aktuelle Kindergartenszenen. Umso engagiert fällt ihr Plädoyer für das Draußen-sein und Umweltbildung aus. „Mit Stiefeln durch Matsch gehen, dieses Gefühl ist wichtig, Regen und Wind auf der Haut zu fühlen, diese elementare Erlebnisse bilden alle Sinne aus, steigern das grob- und fein-motorische Vermögen und dienen der Gesundheitsprophylaxe.“ Hain wünscht sich mehr Huckleberry-Finn und Bullerbü. Das Praxisbeispiel liefert Susanne Haferbeck vom Rolfschen Hof, bei den 8- bis 13-jährige vier Tage ohne Handy und Tablet. Stattdessen gibt es Feuermachen und Holzhacken. „Der Versuch nach der Sonne zu leben klappt. Nach dem ersten Tag weiß der Bauch genau, wann er Hunger hat“, erzählt Nabu-Umweltreferentin. Wie kann ich schützen, was ich auch erleben will? Martin Hübner, Technischer Dezernent des Kreises Paderborn, greift Konflikte jenseits der Wanderwege auf. Über 50 % der Kreisflächen sind als Naturschutzgebiete streng geschützt vor Zelten, Feuer, Abpflücken, Mountainbike-Fahren. Eigentlich. Aber es gibt einen steigenden Nutzungsdruck und Flächenansprüchen, „Muss man wirklich jede Orchidee riechen, jeden brütenden Schwarzstorch von nah sehen?“, spricht Hübner die Gretchenfrage an. Hübner setzt auf gute Wegefügungen in Naturschutzgebieten und profilierte Erlebnisorte wie die Paderborner Waldschule oder das Emsinformationszentren. „Wichtig ist, dass man das gewünschte Verhalten erklärt“, setzt er auf das größtenteils einsichtige Verhalten der Wanderer, Radfahrer und Reiter. „Man muss nicht alles sehen, wir müssen lernen, Betretungsverbote zu akzeptieren.“ Es gelte alle Initiative, amtliche und ehrenamtliche, zu unterstützen, die die Menschen die Natur nahezubringen.
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