Der Wunsch nach Selbstbestimmung widerspricht CDU-Plänen einer Altenheimlandschaft in Paderborn 9. Februar 2016 Auch in der Stadt Paderborn scheint der Drang zum Ausbau von stationären Großeinrichtungen ungebrochen. Der demographische Wandel und eine älter werdende Gesellschaft lassen es immer noch als lukratives Geschäft erscheinen, in Großeinrichtungen zu investieren. Das bleibt nicht ohne Folgen für die zukünftige Infrastruktur der Stadt Paderborn, denn jede Einrichtung ist auf mindestens 50 Jahre ausgelegt und stellt damit auch eine Hinterlassenschaft für zukünftige Generationen dar. Für Investoren lohnt es sich nur, wenn ihre Einrichtungen stets ausgelastet sind. Demgegenüber stehen der Wunsch und das Recht der Menschen nach Selbstbestimmung, auch im Alter und bei Unterstützungsbedarf. „Wenn für die CDU die Bewältigung des demographischen Wandels nur mit den bisherigen Konzepten vollzogen werden kann, dann bleibt für uns alle nur noch der Weg ins Altenheim“, so Sabine Kramm, Ratsfrau und Sozialausschussmitglied bei den Grünen. Aktuell plant die Lindhorst-Gruppe im Gebiet des gegenwärtig in der Aufstellung befindlichen Bebauungsplans 298 „Driburger Straße“ eine Einrichtung mit 80 stationären Pflegeplätzen. Bereits im August 2015 hatten die Grünen im Sozialausschuss beantragt, sich der Stellungnahme der Kommunalen Konferenz Alter und Pflege anzuschließen und eine Änderung der laufenden Bauleitplanung herbeizuführen, um einer Konzentrierung von stationären Pflegeplätzen im Sinne der nachhaltigen Quartiersentwicklung entgegenzuwirken. Zu einer Beratung im Sozialausschuss ist es bisher aber nicht gekommen, weil die CDU den Antrag zweimal von der Tagesordnung hat streichen lassen, weil es noch „Beratungsbedarf in der Fraktion“ zu diesem Thema gäbe. Aus der Presse war nun zu entnehmen, dass die CDU die aktuellen Planungen der Lindhorst-Gruppe unterstützt. „Warum drückt sich die CDU vor der Diskussion im Fachausschuss indem sie diesen immer wieder vertröstet und schafft dann vollendete Tatsachen?“ empört sich Sabine Kramm. „Die Frage „wie wollen wir im Alter leben“ sollte im Interesse der Menschen in Paderborn gemeinsam öffentlich diskutiert werden. Und dafür ist der Ausschuss für Soziales, Senioren und Behinderte genau der richtige Ort.“ In der kommunalen Konferenz Alter und Pflege des Kreises Paderborn wurde in der Sitzung am 14. Januar 2016 als Ergebnis der Bestandsaufnahme und Bestandsanalyse für Alten- und Pflegeplanung mitgeteilt, dass im Kreis Paderborn aktuell ca. 220 stationäre Plätze in Pflegeeinrichtungen nicht belegt sind. Zum jetzigen Zeitpunkt übersteigt also das Angebot an stationären Plätzen im Kreis Paderborn den Bedarf. „Ohne eine flächendeckende Entwicklung von Strukturen im Wohnumfeld, sprich im Quartier ist der demographische Wandel finanziell nicht zu schaffen und es besteht die große Gefahr, dass es zu Lösungen kommen wird, die an den Bedarfe der Menschen vorbei gehen“, erläutert Werner Jülke, Ausschussvorsitzender des Sozial- und Gesundheitsausschusses des Kreises Paderborn.„Die Menschen sehnen sich nach individuellen Lösungen, die ihnen ein Verbleiben zu Hause und in ihrem Quartier ermöglichen“, fasst Jülke die Erfahrungen in der Quartiersarbeit zusammen.
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