Solide aber mit kleinen Schwächen: Guido Reitmeyer über den Haushalt in Borchen 30. Januar 201716. Februar 2017 Es gilt das gesprochene Wort Sehr geehrter Herr Bürgermeister Allerdissen, sehr geehrte Damen und Herren, zunächst einmal bedanken wir uns bei Herrn Klare als Kämmerer sowie der Verwaltung für die Aufstellung des Haushaltsentwurfs. Gleiches gilt für Herrn Bürgermeister Allerdissen, der unserer Fraktion, für Nachfragen, Erläuterungen und Anregungen zur Verfügung stand. Solider Haushalt Ja, der Haushalt ist wirklich solide und handwerklich einwandfrei. Allerdings ist er aber auch so grundsolide, dass er, ich habe lange mit mir gerungen ein passendes Wort zu finden, eher „unscheinbar“ ist. Bitte nicht falsch verstehen, das geht nicht ansatzweise in die Richtung der Verwaltung oder in die Richtung von Herrn Klare. Die Leitplanken, die uns (in) Borchen damit gesetzt werden, sind so eng, dass Lenkbewegungen kaum durchgeführt werden können. Jeder von uns weiß, wie schön es ist, ein Auto großzügig zu steuern und den Raum auszunutzen, so man ihn denn hat. Gerne würden wir auch beim Haushalt Gestaltungsfelder abseits der bekannten Routen finden. Aber dazu braucht man Luft zum Atmen, bzw. Möglichkeiten im Budget, der uns hier nicht gegeben ist. Um es mal anders bildlich darzustellen: Bei einem derart kompakten Haushalt kommt einem der Gedanke in den Sinn wieviel Restfeuchte aus einer Scheibe Knäckebrot wohl noch herauszuquet- schen ist? Letztlich überraschend war das eher nicht, da es bereits bei der Einbringung des Haushaltes angekündigt war. Die Durchsicht offenbart aber auch ein nicht unerhebliches Dilemma. Der Horizont bis zu der Notwendigkeit eines ausgeglichenen Haushaltes rückt unerbittlich näher. Der Griff in die Rücklagen ist nur zeitlich begrenzt möglich. Im letzten Jahr haben wir die Anhebung der Hebesätze für die Grund- und Gewerbesteuer mitgetragen, um das Haushaltsdefizit etwas zu verkleinern. In diesem Jahr sind wir froh, dass wir über eine Erhöhung nicht nachdenken müssen und somit die Bürgerinnen und Bürger nicht weiter belastet werden müssen. Auch die Gebühren für Müllabfuhr und Abwasser konnten auf dem bestehenden Niveau gehalten werden. Lediglich die Friedhofsgebühren sind angezogen und das, so hoffen wir, in einem für die Bürger erträglichem Rahmen. Der Haushalt musste aufgestellt werden, ohne einen Finanzspielraum zu haben: Der Kreis hat, man muss wirklich sagen, seinen jährlichen Aufschlag gemacht. Mit gut 800 T€ mehr als im letzten Jahr schlägt der mal wieder zu Buche. Das sind dann insgesamt 9,1 Mio €. Ja, es stimmt, nach einem großen Aufschrei und auch einer Eingabe der Bürgermeister lässt man hier einen kleinen 6-stelligen Betrag für Borchen nach – immerhin, aber viel ist das im Verhältnis nicht. Hinzu kommt, dass der Kreis im letzten Jahr einen Überschuss von 5 Mio € gemacht hat, der zunächst in dessen Rücklage verschwindet. – Mir fällt dazu nur eins an: Super! Das ist ein prima Solidaritätsprinzip. Da frage ich mich schon, wo soll das enden? Käme nicht in diesem Jahr ein gewisser Nachlass, wäre das absolut unglaublich. – Letztlich ist das natürlich nur ein Nachlass vom Aufschlag! Die Aufschläge bei der Kreisumlage müssen letztlich die Bürgerinnen und Bürger schultern und finanzieren – oder anders: Sie werden auf deren Rücken ausgetragen! Bei allem Verständnis für Sachzwänge in manchen Themenstellungen im Kreishaushalt regen wir dringend an, auch über Einsparpotentiale auf der Ebene des Kreises zu beraten. Insgesamt wird es ohne Änderung zur bitteren Realität werden, in absehbarer Zeit an die Bereiche gehen zu müssen, die den Bürgern richtig wehtun. Die freiwilligen Leistungen und wiederum die Grundsteuern werden irgendwann in den Fokus der kameralen Begehrlichkeiten rücken. Bekanntermaßen stirbt die Hoffnung zuletzt. Es ist zwingend notwendig, dass sich die Einnahmen wesentlich nach oben verändern müssen, denn auch die Umlagen des Kreises werden nicht eine wundersame Trendwende verzeichnen. – Hier sind bald, besser schnellstens, neue Wege und Richtungsentscheidungen gefragt. Letztlich können wir froh sein, dass das Gewerbe in Borchen derzeit so gut dasteht. Die Einnahmen belegen das auf eindrucksvolle Weise. So verrückt wie es klingt, ist es auch. Durch das solide und nicht sprunghafte Wachstum erhalten wir wieder systembedingt mehr Schlüsselzuweisungen. Das war einer der wenigen Lichtblicke für den Haushalt. Mit unseren Anträgen haben wir uns dann auch auf Felder beschränkt, von denen wir uns entweder einen langfristigen Ertrag bzw. Einsparungen versprechen und die damit den Haushalt eher unterstützen. Ebenfalls spiegelt sich unser Spielraum wider. Wir haben dorthin geschaut, wo wir keine neuen Kosten und somit Belastungen für den Haushalt erzeugen. Fluglärm Bzgl. Der Kreisumlage möchte ich auch noch kurz auf unseren Flughafen schauen. – Er hat in der bestehenden Form seine Bedeutung in der Region. Wir müssen aber auch sehen, dass er in diesem Jahr wiederum 1,5 Mio. € Verlust eingefahren hat. Die Verletzlichkeit mit der sich das Geschäftsfeld des Flugverkehres darstellt, konnten wir im zurückliegenden Jahr deutlich sehen. Über Jahre hinweg ist der Flughafen in den roten Zahlen. In der freien Wirtschaft hätte der Flughafen längst wegen Unwirtschaftlichkeit die Insolvenz anmelden müssen. Hier aber trägt der Steuerzahler das Defizit. Wir in Borchen tragen, vermittelt über die Kreisumlage, dieses Defizit mit. Es besteht seitens der Betreiber und Gesellschafter ein nachvollziehbarer Druck, den Flughafen bis zum Jahr 2020 wirtschaftlich auskömmlich darzustellen. Inwieweit sich zukünftig das volantile Low- Cost-Geschäft insbesondere des Frachtflugs als tragfähig genug herausstellen wird bleibt abzuwarten. Nach unserer letzten Anfrage konnten wir zwar erfahren, dass die Gesamtzahl der Nachtflüge weniger geworden ist, das aber nur aufgrund der Dezimierung in den Randzeiten. In der Kernzeit von 00:00 bis 05:00 Uhr verzeichnen wir ein Plus von 17%. In der letzten Diskussion bzgl. regional- bzw. landesbedeutsam hatten wir schon darauf hingewiesen, dass nicht aus wirtschaftlichem Interesse die Zahl der Nachtflüge erhöht werden soll. Mehr Geld, geringeres Defizit auf der einen Seite, mehr Lärm und mehr Belastungen für die Bürgerinnen und Bürger auf der anderen Seite: diese Gleichung tragen wir nicht mit. Es darf nicht heißen: mehr Lärm für mehr Geld. Sozialticket Sehr interessant fanden wir es auch, dass die Landesregierung den Kreisen und kreisfreien Städten beachtliche Mittel zur Verfügung stellt, um den Menschen in schwierigen Lebenslagen vergünstigte Tickets für den ÖPNV zur Verfügung stellen zu können. Letztlich ist dies zwar eine Aufgabe des Kreises, aber das Signal aus Borchen, sich für die Bedürftigen einzusetzen und damit ein Signal an den Kreis zu senden, bleibt aus. Umso bedauerlicher finden wir es, dass aufgrund der nicht absehbaren Zusammensetzung der zukünftigen Landesregierung heute viele nicht auf diesen Topf schauen mögen. Wind Haben wir uns in der letzten Haushaltsrede beim Thema Wind in Borchen noch in Zurückhaltung geübt, führt uns in diesem Jahr kein Weg mehr daran vorbei. Mit frühzeitigen Hinweisen auf die Gefahren einer zu erwartenden gerichtlichen Überprüfung haben wir unsere Sorge um die rechtliche Standhaftigkeit zum Ausdruck gebracht. Nun, nachdem ein negativer Bescheid zum Flächennutzungsplan vorliegt, ist es an der Gemeinde Borchen sich für die weitere Schritte auszurichten und die Risiken abzuwägen. Hier möchte ich aber der heute noch folgenden Verwaltungsvorlage und der Diskussion darum nicht vorgreifen. Durch den Kreis sind diverse Genehmigungen für Windkraftanlagen erfolgt. Sowohl mit dem Flächennutzungsplan als auch über diese Genehmigungen werden sich noch viele beschäftigen. Im Rahmen des Aufstellungsbeschlusses für einen neuen Flächennutzungsplans haben wir den Antrag gestellt, dass sich Borchen auf die veränderte Gesetzeslage des EEGs bzgl. Beteiligungen der Bürger und auch der Gemeinde vorbereitet – und hier ging es ausschließlich darum, sich der Vorbereitung anzunehmen. Diese Vorbereitung sollte ergebnisoffen sein. Diesem Antrag ist der Rat knapp nicht gefolgt. Aber der Tag, an dem wir uns darüber Gedanken machen müssen, wird kommen. Auch wenn wir wissen, dass zur Energiewende, der Abkehr von fossilen Energieträgern hin zu erneuerbaren Energien, die Windkraft gehört und ohne sie es aus heutiger Sicht technisch nicht machbar wäre, möchten wir Grünen auch, dass der Abstand von Windkraftanlagen zur Wohnbe- bauung genügend groß gehalten wird. Die berechtigten Interessen von Bürgerinnen und Bürgern auf Lärmschutz müssen berücksichtigt werden. In einer der zurückliegenden Sitzungen des Bau- und Umweltausschusses haben wir uns Stirnrunzeln bzgl. unseres Abstimmungsverhaltens eingehandelt. Hier ging es um das gemeindliche Einvernehmen zu der WEA, die auch in Minden beklagt worden ist. Im Anschluss daran, haben wir uns vom Kreis, dort konnten wir es bekommen, das Gutachten der Kanzlei Baumeister aus Münster zum Mindener Gerichtsurteil besorgt. Hier haben wir Stirnrunzeln bekommen, — denn dieses Gutachten hat dann so manche Frage aufgeworfen: In der 23. Änderung des FNPs wollte Borchen die Höhenbegrenzung auf 100 m festschreiben. So wie es aussieht, liegt dort aber ein weiterer Formalfehler vor und es ist laut diesem Gutachten sehr fragwürdig, ob diese gewollte Höhenbegrenzung überhaupt einer Überprüfung standhalten würde und somit überhaupt gegeben ist. Ich weiss nicht, wer im Rat, neben der Verwaltung, das Gutachten des Kreises überhaupt kennt, mich hat der Inhalt auf jeden Fall erstaunt – und ich empfehle jedem – hier -, es sich anzuschauen. Eine weitere Anmerkung möchte ich hier auch noch machen. Im letzten Haupt und Finanzausschuss wurde über Windkraftklagen samt Risiko abgestimmt. Als Zuhörer im öffentlichen Teil bei dieser Vorlage bekam ich mit, dass auch kurz von Verwaltungsseite aus über die Möglichkeit weitere Informationen beizustellen, laut nachgedacht wurde und erst im Nachgang erfolgte. Für die, die abstimmen, alles abwägen müssen, vom Risiko bis hin zur Erfolgschance ohne alle Unterlagen auf dem Tisch zu haben – auch von verschiedenen Seiten, habe ich volles Verständnis, wenn sie besonnen agieren. Nun ist es aus unserer Sicht enorm wichtig, dass wir durch die schnellstmögliche Umsetzung eines belastbaren und für die Borchener Bürger verträglichen Flächennutzungsplanes eine Steuerung des potentiellen Zuwachses wieder ermöglichen können. In diesem Zusammenhang haben wir auch den Antrag gestellt, die unabhängigen Beratungs- und Informationsangebote der EnergieDialog NRW mit einzubeziehen. Diese stellt fundierte und begleitende Beratung bis hin zur Vermittlungsverfahren sowohl der Kommune als auch den Bürgern vor Ort zur Verfügung. Die Verwaltung konnte sich das nicht vorstellen und so haben sich die Fraktionen darauf verständigt, EnergiedialogNRW im Bedarfsfall unabhängig von der Verwaltung einzubeziehen. Damit möchte ich aber nun das Thema Wind verlassen. Radwege und L751 Jährlich grüßt das Murmeltier – wir hatten das Thema schon beim letzten oder besser bei den letzten Haushalten. Die Radwegeführung in unserem Ort bedarf dringend einer Verbesserung. Vor einem Jahr konnten wir vernehmen, dass wir in der Priorität zum Radweg und zum Ausbau bzw. Renovierung der L751 heraufgerutscht sind. Das war gut. Befürchtet hatten wir, dass letztlich nicht viel passiert. Zum Glück konnten wir kürzlich der Presse vernehmen, dass es tatsächlich weitergegangen ist. Hinnehmen müssen wir wohl, dass die Geschwindigkeit eine eigene ist. In 2018 sollen Baumaßnamen in Angriff genommen werden. Es hat zwar jetzt nicht direkt mit unserem Haushalt etwas zu tun, dennoch sind wir gespannt und freuen uns darauf. – Zeit zur Vorfreude wird uns ja gegeben. Elektronische Kommunikation Im Bereich der Einsparungen haben wir auf die elektronische Kommunikation der Gemeinde mit den Bürgern geschaut. Mitte letzten Jahres ist das sogenannte eGovernment Gesetz in Kraft getreten. Es ermöglicht uns viele Dinge per Mail zu erledigen. Gerade im Bereich der Gebührenbescheide, die bislang auf postalischem Wege zugestellt werden, bestehen aus unserer Sicht Vereinfachungs- und Einsparpotentiale mittels einer Zustellung oder Abholung auf elektronischem Wege. Papier und Portokosten werden gespart, der Personalaufwand reduziert sich. Dieses wollen wir in Borchen, nach unserem Antrag, nun untersuchen. Der Dienstleister GKD hat sich laut seinem Internetauftritt bereits bzgl. eGovernment und auch virtueller Poststellen auf den Weg gemacht, so dass von dort vermutlich die Informationen für ein Konzept leicht erfragt werden können. Wir sind gespannt auf die Ergebnisse. Mallinckrodthof Ja, und dann haben wir noch einen wirklichen Lichtblick. Borchens gute Stube – der Mallickrodthof wird aufgewertet. Er wird bis zur ersten Etage barrierefrei und die Gastronomie wird ausgebaut. Das wird Borchen gut tun. Gut tat in diesem Zusammenhang auch dem Haushalt, dass wir dazu eine Menge Zuschüsse erhalten werden. Das sind satte 310 T€, die den Haushalt nicht belasten. Mit diesen Punkten möchte ich hier nun erstmal schließen. Kurz zusammengefasst: Der Haushalt ist unserer Ansicht nach handwerklich gut und solide aufgestellt. Inhaltlich steht er auf einem recht „schlankem Fuß“ … und auch in diesem Jahr musste leider wieder auf die allgemeine Rücklage zugegriffen werden. Wir benötigen dringend Veränderungen, die das Ergebnis in eine positive Richtung weisen. Letztlich werden wir dem vorliegendem Haushalt zustimmen. Ich freue mich auf ein weiterhin gesundes und klimafreundliches Borchen mit hoffentlich baldigem ausgeglichen Haushalt. Vielen Dank für Ihre Aufmerksamkeit, Guido Reitmeyer Fraktionsvorsitzender Bündnis 90 / Die Grünen
NRW-Parteitag stellte die Bundestagsliste auf – Peter Altenbernd aus Borchen ist mit dabei 9. Dezember 20249. Dezember 2024 Das Bild zeigt den kleineren Teil der Landesdelegiertenkonferenz (LDK), die am Samstag und Sonntag in der Bielefelder Stadthalle zusammengekommen waren, um die grünen Bundestagskandidaten für die NRW-Landesliste zu wählen. Für […]
Gelebte Demokratie geht anders! – Borchener Grüne zum Nationalpark 24. Oktober 202324. Oktober 2023 „Die Bilder vom Ahrtal wecken bei uns ungute Erinnerungen an die Katastrophe in Etteln von rund 60 Jahren. Der Klimawandel betrifft uns daher direkt vor unserer Haustür“, erklärt der grüne […]