Kritische Auseinandersetzung mit der Erinnerungskultur: Grüne stellen Anfrage zur Von-Monteton-Straße in Paderborn

Eine Lupe vergrößert das Straßenschild der Von-Monteton-Straße.

Die Ratsfraktion von BÜNDNIS 90/DIE GRÜNEN hat eine Anfrage zur historischen Bewertung des Namensgebers der Von-Monteton-Straße in Schloß Neuhaus im Kulturausschuss gestellt. Hintergrund der Initiative ist die kritische Auseinandersetzung mit der lokalen Erinnerungskultur und der Verantwortung, die mit Straßenbenennungen nach historischen Persönlichkeiten einhergeht.

Straßennamen prägen nicht nur das unmittelbare Stadtbild, sondern sind auch wichtige Ankerpunkte der gesellschaftlichen Erinnerungskultur. „Während zahlreiche Straßennamen in Paderborn bewusst an Demokraten der Weimarer Republik und Widerstandskämpfer gegen das NS-Regime erinnern, bestehen im Fall von Albrecht Baron Digeon von Monteton erhebliche historische Bedenken“, erklärt das grüne Ratsmitglied Johannes Menze. 

Die 1976 erfolgte Umbenennung der ehemaligen Friedlandstraße in Von-Monteton-Straße basierte auf der kurzzeitigen Funktion von Montetons als Kommandeur des in Schloß Neuhaus stationierten Kavallerie-Regiments 15 in den Jahren 1938 und 1939. „Der inzwischen zum Generalleutnant aufgestiegene von Monteton ist 1946 von einem sowjetischen Kriegsgericht in Riga wegen Kriegsverbrechen zum Tode verurteilt worden“, erläutert Johannes Menze. „Diese historischen Umstände erfordern eine gründliche und differenzierte Aufarbeitung.“

Die Anfrage der Grünen zielt darauf ab, die historische Forschungslage zu von Montetons Rolle im Nationalsozialismus und die Beurteilung der gegen ihn erhobenen Kriegsver­brechervorwürfe zu klären. Zudem soll untersucht werden, ob über seine kurze Dienstzeit in Schloß Neuhaus hinaus weitere Verbindungen zu Paderborn bestehen, die eine Straßen­benennung rechtfertigen könnten.

„Eine verantwortungsvolle Erinnerungskultur muss sich kritisch mit historischen Persönlichkeiten auseinandersetzen. Rechtsstaatliche Kriterien müssen nicht nur an den sowjetischen Prozess angelegt werden, sondern auch an das gesamte Handeln von Montetons während der nationalsozialistischen Kriegszüge“, betont Catharina Scherhans, grüne Ratsfrau im Kulturausschuss. Die grünen Ratsfraktion sieht die Initiative als Beitrag zu einer reflektierten Geschichtsbetrachtung und einer lebendigen demokratischen Erinnerungs­kultur in Paderborn.

Straßennamen sind ein Zeichen von Wertschätzung und ein Instrument, das Handeln von Personen als besonders erinnerungswürdig in der Stadtgesellschaft lebendig zu halten. Gerade deswegen ist es wichtig dies zu reflektieren.

Die Verwaltung wird nun gebeten, die Fragen zur historischen Einordnung von Montetons zu beantworten und damit eine fundierte Grundlage für die weitere Diskussion zu schaffen.