Weiter Ausbilden im Ausbesserungswerk – GewerkschaftsGRÜN unterstützt Aktive Mittagspause

Güter gehören auf die Schiene. Dieser zentrale Leitsatz der Verkehrswende fährt sich fest, wenn das Paderborner Werk der DB Fahrzeuginstandhaltung GmbH geschlossen wird. Auf diese akute Gefahr hat der Betriebsratsvorsitzende Andreas Steins hingewiesen. Seitens der DB AG heißt es: „Unsere Planungen sehen eine Werksschließung derzeit nicht vor und Entscheidungen zur Zukunft des Werks Paderborn sind nicht gefallen.“ Allerdings verweist der Konzern auf die schwierige Lage im Güterverkehr und eine rückläufige Auftragslage. „Wir müssen als wirtschaftlich agierendes Unternehmen kontinuierlich unsere Instandhaltungskapazitäten prüfen und an den tatsächlichen Bedarf am Markt anpassen.“

Als deutliches Alarmzeichen werten Steins und die Eisenbahnerverkehrsgesellschaft (EVG), dass im Ausbesserungswerk 2025 kein Nachwuchs mehr ausgebildet werden soll. GewerkschaftsGRÜN Paderborn ruft auf, sich am Freitagmittag der aktiven Mittagspause anzuschließen und mit dem Mitarbeitenden zu solidarisieren. „Der Ausbildungsstopp ist ein verhängnisvolles Signal an die Mitarbeiter und angesichts von Fachkräftemangel und Verkehrswende extrem kurzsichtig“, erklärt Markus Rieger, Sprecher von GewerkschaftsGRÜN Paderborn. „Früher gab es 26 Ausbildungsplätze, 2024 bereits nur noch 12, jetzt überhaupt keinen mehr. So ruiniert die DB die Zukunft in Paderborn“.

Erst die Fahrzeuginstandsetzung hält den Güterverkehr auf der Schiene am Rollen

Die in der Bevölkerung als „Ausbesserungswerk“ bekannte Fahrzeuginstandsetung ist das einzige noch vorhandene Werk für schwere Güterwageninstandhaltung innerhalb des DB-Konzern. Mit solchen Güterwagen werden beispielsweise Rohre von Benteler oder Betonteile von Bremer transportiert. DB-Cargo ist der Hauptkunde des DB-FZI Werkes in Paderborn. Auch die anderen Eisenbahnverkehrsunternehmen lassen ihre Güterwagen hier untersuchen und ausbessern.

Radsätze, Revision und die Umrüstung auf digitale automatische Kupplungen sind unverzichtbare Weichenstellung für den Güterverkehr auf der Schiene. Die wichtigste Komponente für Güterwagen sind die Radsätze. Die Paderborner 660 Mitarbeitende warten und arbeiten pro Jahr ca. 35.000 Radsätze auf. Das entspricht dem Jahresbedarf der DB-Cargo Flotte. Dazu kommen weitere Radsätze anderer Eisenbahnverkehrsunternehmen. Sollte aufgrund fehlender Aufträge oder einer Insolvenz von DB-Cargo das Werk in Paderborn geschlossen werden, gibt es in diesem Land keine Möglichkeit mehr diese Arbeiten in dieser Menge und Größenordnung durchzuführen.

Für alle Güterwagen, die auf deutschen Schienen unterwegs sind, müssen in festgelegten Abständen Revisionen durchgeführt werden. DB-Cargo hat ca. 83.000 Güterwagen aller Gattungen. Dazu gehören auch für den Betrieb systemrelevante wie die Tunnelrettungszüge, Fahrzeuge von DB-InfraGo die für die notwendige Instandhaltung des Schienennetzes, wie bei der Generalsanierung der Riedbahn zwischen Frankfurt und Mannheim. Werden diese Revisionen nicht durchgeführt können, diese Fahrzeuge nicht mehr eingesetzt werden und es kommt zum Stillstand im Güterverkehr.

Die Umrüstung auf digitale automatische Kupplungssysteme (DAK) ist ein wichtiger Schlüssel, damit Güterverkehre auf der Schiene rentabel fahren können. In der EU ist die DAK vereinbart und soll bis 2030 umgesetzt sein. Für den Einbau der DAK in die Güterwagen, insbesondere auch für den entsprechenden Umbau der Fahrzeuge, sind die Kapazitäten des Werk Paderborn unverzichtbar und auch fest eingeplant.

DB-Cargo in Schwierigkeiten

Warum trotzdem die Schließung der Paderborner Fahrzeuginstandsetzungs GmbH im Raum steht, liegt neben dem kriselnden Güterverkehr am EU-Beihilferechtsverfahren. Verluste bei DB-Cargo, der Güterverkehrstochter der Deutschen Bahn AG, dürfen nicht mehr durch die Konzernmutter ausgeglichen werden. 2026 muss DB-Cargo daher mindestens eine „schwarze“ Null schreiben.

In den letzten Jahren wurden durch den Bund ca. 250 Mio € / Jahr für den Einzelwagenverkehr und den Unterhalt von (großen) Rangierbahnhöfen an DB-Cargo bewilligt. Auskömmlich war und ist diese Summe nicht und ohne diese Gelder wäre der Einzelwagenverkehr bereits heute schon Geschichte. Die Verluste bei DB-Cargo betrugen in den letzten Jahren pro Jahr bis zu 500 Mio €.

Für „nicht unrealistisch“ hält Steins das Szenario einer Insolvenz von DB-Cargo, gepaart mit der Auflösung. „Die Konsequenz daraus ist dann auch keine Bedienung mehr vor Ort bei vielen Güterverkehrskunden,wie Benteler AG, oder Bremer SE. Und in der weiteren Konsequenz dann die Schließung des Werkes in Paderborn.“